Campingkocher

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Der Kocher ist ein Ausrüstungsgegenstand zum Erwärmen von Nahrungsmitteln. Mit einer Flamme werden dabei das Kochgeschirr und die Nahrungsmittel erhitzt, wobei neben Kochen auch andere Zubereitungsarten wie z.B. Braten, Dünsten, usw. möglich sind. Kriterien, nach denen man einen Kocher auswählen kann, sind:

  • Brennstoffe (und deren Verfügbarkeit im Reiseland)
  • Leistung
  • Standsicherheit
  • Handhabung
  • Gewicht

Brennstoffe

Im Forum hat es schon viele Diskussionen um den besten Kocher mit langen Debatten um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Brennstoffe (Brennspiritus, Benzin, Flüssiggas, seltener Petroleum noch seltener Diesel) gegeben. Die immer wieder auftauchende Frage nach der Bezeichnung für die verschiedenen Brennstoffe in verschiedenen Ländern beantwortet die Internetseite fuel.papo-art.com. Primus hat ebenfalls eine Fuel-i-pedia.

Verfügbarkeit

Bei der Frage, welcher Brennstoff verwendet werden kann, spielt auch die Verfügbarkeit eine Rolle. Insbesondere in Ländern, in denen Campingurlaube nicht üblich oder für die Bevölkerung nicht finanzierbar sind, sind spezielle Kocherbrennstoffe kaum zu bekommen. Was man immer bekommt, sind die verschiedenen Treibstoffe für Fahrzeuge. In solchen Ländern haben sich deshalb Benzinkocher bewährt. Inzwischen gibt es auch sogenannte Multifuelkocher, die mit vielen verschiedenen Brennstoffen betrieben werden können. Durch Austausch der Brenndüse können diese Kocher teilweise alles von Gas über Benzin bis zu Diesel oder Kerosin verwenden.

Brennwert

Standardbrennstoffe haben feststehende "spezifische Heizwerte". Damit ist die Wärmemenge gemeint, die man mit jedem Gramm oder Liter dieses Brennstoffes erzeugen kann. Dieser Wert ist bei jeder Brennstoffsorte konstant, unabhängig davon, in welchem Kocher er verbrannt wird. Der spezifische Heizwert von Spiritus (Alkohol) ist etwa halb so hoch wie bei den fossilen Brennstoffen. Um die gleiche Menge Tee zu kochen, wird also etwa doppelt so viel Brennspiritus wie Benzin benötigt (oder der Brenner müßte einen Wirkungsgrad haben, der doppelt so hoch liegt wie der Benzinbrenner). Wenn also Brennspiritus genauso so teuer ist wie Benzin, ist das Teekochen mit Spiritus etwa doppelt so teuer wie mit Benzin.

Die physikalische Maßeinheit für die Wärmemenge ist die Kilowattstunde (kWh). Eine Kilowattstunde ist die Wärmemenge, die z.B. eine elektrische Herdplatte mit einer Leistung von einem Kilowatt, (das ist ungefähr die ganz kleine Platte eines Haushaltsherdes) abgibt, wenn sie eine Stunde lang eingeschaltet ist (oder eine "normale" Herdplatte von 2kW, wenn sie eine halbe Stunde lang an ist). In den Tabellen sind diese verschiedenen Werte zusammen- und gegenübergestellt.

Bei dieser Betrachtung fällt sicher auch auf, daß ein besonders leistungstarker Kocher mit einer Nennleistung von z.B. 3,5 oder 4 kW, wie er oft angeboten wird, zwangsläufig mehr Brennstoff verbrauchen muss (Wunderkocher gibt es nicht!). Der Vorteil solcher Kocher liegt darin, dass sie das Tee- (oder Abwasch)wasser in wenigen Minuten zum Kochen bringen können. Deutlich wird auch, dass man durch langsameres Erhitzen, z.B. mit halber Leistung, keinen Brennstoff sparen kann. Zur Essenzubereitung, zum Garen von Speisen ist eine so hohe Leistung meist unnötig. Sie führt nur zum schnellen Anbrennen der Speisen, vor allem bei den dünnwandigen Campingtöpfen. Da ist die gute Regelbarkeit eines Brenners im untersten Leistungsbereich viel wichtiger ("Fortkochen"). Hier wiederum wird man mit gut regelbaren Brennern ganz erheblich weniger Brennstoff benötigen. Bei schlecht regelbaren Brennern kann man sich damit behelfen, den Topf oder die Pfanne ab und an weg zu nehmen oder höher zu stellen, während der Brenner weiter Brennstoff verbraucht.

Spezifischer Heizwert
Spezifischer Heizwert der "üblichen" Brennstoffe: mit Berücksichtigung der Dichte:

Brennstoff Heizwert
Brennspiritus ca. 07,00 kWh/kg x 0,79kg/l = 5,54 kWh/l
Reinigungs- / Waschbenzin ca. 12,00 kWh/kg x 0,76kg/l = 9,28 kWh/l
Petroleum ca. 11,90 kWh/kg x 0,80 kg/l = 9,52 kWh/l
Diesel ca. 11.90 kWh/kg x 0,86 kg/l = 10,23 kWh/l
Flüssiggas ca. 12,80 kWh/kg

Masse (g) / Energie (kWh)

Brennstoff Leistung
Coleman 440g Kartusche 5,63kWh = Tara204g = 36g(Tara) / kWh = 114,2g(ges) / kWh
Coleman 220g Kartusche 2,81kWh = Tara160g = 56g(Tara) / kWh = 134,3g(ges) / kWh
Stechkartusche 190g 2,43kWh = Tara 090g = 37g(Tara) / kWh = 115,2g(ges) / kWh
Brennspriritus 1L(PE-Fl) 5,54kWh = Tara105g = 19g (Tara) / kWh = 161,6g(ges) / kWh
Waschbenzin 1L (Alu-Fl.) 12,0kWh = Tara205g = 17g(Tara) / kWh = 098,9g(ges) / kWh

Diese Angaben sagen für sich alleine auch nicht alles, weil man das jeweilige ganze Kochsystem betrachten muss: Als Vergleichsgröße wird hier das Aufkochen von insgesamt zwanzig Litern Wasser von einer Temperatur von 15°C (ist wie erwähnt eine Vergleichsgröße die Wirkunsgradunterschiede und Wärmeverluste ignoriert) betrachtet. Wasser hat eine sog. spezifische Wämekapazität von 4,18 Joule je Gramm und Grad Celsius. Um einen Liter Wasser also um die 85°C zu erwärmen ist eine Energie von ewa 355,3KJ =~0,1kWh erforderlich. Für das Aufkochen von zwanzig Litern Wasser also zwei kWh.

Dafür braucht man: 0,36l Spiritus = 285g oder 0.22l Benzin = 164g oder Den Spiritus verfeuere ich im kleinen Trangia-Set= 900g +285g Spiritus= 1185g Kochgwicht ges. Das Benzin verfeuere ich z.b. im MSR Wisperlite = 455g (inkl Tankflasche) + ?

ja und jetzt hab' ich grad keine Energie und Zeit mehr zum weiterrechnen ... Ingenieure, Abiturienten, Techniker vor! und den Rechenansatz weiterführen oder besseren vorstellen...

Kosten

Bei den Kosten für das Erhitzen der Nahrung ist zum geringen Anteil der Brennwert maßgebend (siehe oben) zum größeren Anteil dagegen die Form, in der die Treibstoffe angeboten werden. Bei Gaskartuschen muss stets die Kartusche mitgezahlt werden. Kartuschem mit Schraubverschluss sind dabei teurer als Stechkartuschen. Zusätzlich ist Gas aufgrund der Reinheit teurer als Tankstellenbenzin.

Kosten (Preise in Norddeutschland, Drogerie-Discounter. In Campingläden, Tankstellen=doppelter Preis!)

Brennstoff Kosten pro Menge Kosten pro kWh
Brennspritus ca. 1,6 - 2 €/Liter ca 0,28 - 0,36 €
Reinigungs- / Waschbenzin ca, 1,6 - 2 €/Liter ca 0,17 - 0,21 €
Petroleum ca. 1,6 - 2 €/Liter ca 0,17 - 0,21 €
Diesel ca. 1,45 €/Liter ca 0,15 €
Kartusche Coleman 6,62 €/440g = 15,05 €/kg 1,17 €
Kartusche, blau, Ventil 8,16 €/450g = 18,13 €/kg 1,41 €
Blaue Kartusche, Stechdorn 1,79 €/190g = 9,42 €/kg 0,74 €
Coleman-Kartusche, Stechdorn 1,00 €/190g = 5,26 €/kg 0,41 €

No-name Kartuschen gibt es bei gleichem Nutzen noch günstiger.

Hintergrundinfo: Fa Coleman hat vor einigen Jahren die europ. "Camping-Gaz" aufgekauft, seitdem haben alle Stechdorn-Kartuschen ein einheitliches Maß, davor gab es Probleme mit "No-Name" in "blauen" Geräten.

Zum Flüssiggas noch ein paar Anmerkungen: Es hat einen spezifischen Heizwert von ca. 12,8 kWh/kg. Dieser ist bei Propan und Butan praktisch gleich (Der oft erwähnte Unterschied -"Butan hat je m³ den höheren Heizwert"-, entsteht aus dem unterschiedlichen spez. Gewicht von Propan und Butan, da beides aber nicht nach Volumen sondern nach Masse (Gewicht) gehandelt wird ist's unerheblich). Der Hinweis in vielen Globetrotterläden und Katalogen, dass diese oder jene Mischung "eine höhere Leistung bewirkt" ist schlicht Unfug. Kartuschen mit reinem Butan funktionieren bei Temperaturen unter null aber schlicht nicht, weil das Gas dann flüssig bleibt.

Interessanter für die Verwendung beim Wandern oder Radeln dürfte da neben den Kosten das Gewicht je transportierter kWh Heiz-/ Kochleistung sein. Zudem sollte man natürlich die ökologischen Kosten nicht unbeachtet lassen, da eine übliche Gaskartusche nicht wiederbefüllt wird, und damit ein Einwegprodukt ist.

Gesundheit

Die Brennstoffe werden im Kocher mehr oder weniger vollständig verbrannt, wobei auch Schadstoffe entstehen, die man einatmen kann, bzw. die sich bei offenem Topf oder Pfanne im Essen anlagern können. Am saubersten verbrennt Gas, das meist aus ein oder zwei Gassorten großer Reinheit besteht. Treibstoffe wie Benzin oder Diesel sind Gemische verschiedener Stoffe, die teilweise noch mit Zusatzstoffen für den Betrieb der Motoren versehen sind. Bei der Verbrennung enstehen verschiedene Schadstoffe und Ruß.

Kochertypen

Benzinkocher

Sprituskocher

Der klassische Spirituskocher ist der sogenannte Sturmkocher von Trangia. Als preiswerte und meist auch gewichtssparende Alternative gibt es eine Vielzahl von Selbstbaulösungen für Spirituskocher. [1] [2] Ein Nachteil von Spirituskochern ist, dass die meisten Modelle bei sehr niedrigen Temperaturen nicht oder nur schlecht funktionieren.

Gaskocher

Gaskocher sind einfach und gut zu handhaben (bei Feuchtigkeit können sie aber auch mal eine Stichflamme produzieren, daher ggf. erst draußen anzünden). Für den klassischen Gaskartuschenkocher mit sogenanten Stechkartuschen gibt es in den üblichen Urlaubsländern auch überall problemlos und meist auch günstig Kartuschen. Laut Wikipedia ist das Stechkartuschen-System sogar weltweit nahezu überall zu finden, wo es Gaskartuschen gibt. Gaskartuschen gibt es aber nicht überall. Von verschiedenen Firmen gibt es auch ein Schraubkartuschensystem, dass laut Wikipedia vor allem in den skandinavischen Ländern, aber auch in Mitteleuropa zu finden ist. Die Firma Campingaz produziert Kocher für Bajonettkartuschen, die laut Wikipedia hauptsächlich in Frankreich und Südeuropa aber auch in Deutschland ohne Probleme erhältlich sind.

Multifuel-Kocher

Multifuel-Kocher können verschiedene Brennstoffe nutzen. Diese sind meist Benzin, Diesel, Kerosin/Petroleum und Gas. Um von einem Brennstoff auf einen anderen zu wechseln, muss man die Brenndüsen austauschen, da diese je nach Brennstoff einen unterschiedlichen Durchmesser besitzen. Als Treibstoffbehälter steht eine Flasche für Brennflüssigkeiten zur Verfügung, bei Gasnutzung kann man eine Schraubgaskartusche direkt an die Zuleitung schrauben. Sie eignen sich insbesondere in Gebieten, in denen man nur schwer an die üblichen Kocherbrennstoffe herankommt. In Gebieten mit Camping- oder Bergsteigerinfrastruktur kann man dagegen das saubere Gas nutzen.

"Hobo"-Kocher

Besteht i.d.R. aus einem Metallgefäß, welches mit brennbarem Material aus der Natur (Holz, Zapfen, Dung) befeuert wird. Dabei können durch den entstehenden Kamineffekt durchaus gute Heizleistungen erreicht werden. Ein solches Gerät lässt sich kostengünstig betreiben und herstellen (z.B aus einer Konservenbüchse oder zweckentfremdeten Haushaltsgegenständen. Auch ist die Befeuerung mittels Spirituskochereinsatz möglich, weshalb sich Hobokocher quasi auch zu den Multifuelbrennern zählen lassen. Der entfallende Brennstofftransport stellt einen weiteren Vorteil dar.

Hersteller von Benzinkochern

Handhabung

An erster Stelle erstmal der Hinweis auf den feuersicheren Umgang. Wenn möglich weg von brennbaren Materialien gehen. Was besonders bei Benzinkochern nötig ist, da sie ein teils großflammiges Vorfeuern fordern. Eine enorme Senkung des Verbrauchs und ein angenehmeres, weil kontrollierteres Kochen hat man bei ausreichendem Windschutz. Bei längeren Reisen ist das Mehrgewicht eines selbstgebastelten Windschutzes aus dickerem Aluminium (wie von Grillschalen) geringer als das einer größeren Benzinmenge. Kalten Gaskartuschen fehlt oftmals der Druck, um befriedigende Ergebnisse zu erbringen. Will man dann dennoch kochen, hilft es die Kartusche mit Körperwärme aufzuwärmen, z.B. vielleicht mit in den Schlafsack zu nehmen.