Zelt
Viele Reiseradler sind mit dem Zelt unterwegs, um so unabhängig von festen Unterkünften zu sein. Abgesehen davon, dass es meist deutlich billiger ist, hat Zelten auch ein ganz besonderes Flair. Gerade für Anfänger stellt sich die Wahl des Zeltes allerdings als eine große Herausforderung dar. Schließlich will man mehrere Wochen darin wohnen und muss bei schlechtem Wetter im schlimmsten Fall auch mal mehrere Tage ohne viel Auslauf darin ausharren.
Zelttypen
Allein schon das Angebot an Zelttypen ist groß und jeder Zelttypus besitzt seine Vor- und Nachteile. Für den Radreisenden sind vor allem sogenannte Kuppelzelte, Tunnelzelte sowie geodätische Zelte von Interesse, Pyramiden- und Firstzelte sind dagegen eher nicht in Gebrauch, weswegen auf diese Typen hier nicht näher eingegangen werden soll.
Kuppelzelte
Bei den Kuppelzelten kreuzen sich zwei oder mehr Gestängebögen über der Zeltmitte. An diesen beiden Bögen wird das Innenzelt oder auch gleich das Außenzelt zusammen mit dem angekoppelten Innenzelt aufgehängt, entweder durch ein Clip-System oder durch Gestängekanäle. Gestängekanäle sind Stoffkanäle durch die das Gestänge hindurchgeschoben wird. Beim Clip-System wird das Zelt mit kleinen Haken in das Gestänge eingehängt. Sofern das Außenzelt nicht bereits mit dem Innenzelt gekoppelt ist, wird es anschließend über das Innenzelt gelegt und ebenfalls am Gestänge befestigt. Kuppelzelte sind durch die sich kreuzenden Gestänge gut gegen Wind gewappnet und bieten bei kleiner Stellfläche ein gutes Platzangebot, da die Außenwände deutlich steiler ansteigen als bei Tunnelzelten. Auch kann das Innenzelt alleine aufgebaut werden (Sommer!), wodurch der Schläfer vor Insekten geschützt ist, allerdings sich die Wärme nicht im Zelt staut. Weiterhin sind Kuppelzelte oft freistehend, es werden also keine Heringe zum Aufstellen benötigt, was insbesondere auf hartem oder steinigem Untergrund günstig ist. (aber das Zelt muss bei Sturm trotzdem mit den Abspannleinen gesichert werden) Teilweise müssen die Apsiden mit Heringen gespannt werden. Unter einer Apsis versteht man den „Vorraum“ zwischen Innen- und Außenzelt, er wird vor allem für die Gepäckverwahrung sowie als Eingang verwendet. Nachteilhaft an Kuppelzelten ist häufig der (im Vergleich zu Tunnelzelten) kleine Stauraum für Gepäck. Im Vergleich zu Tunnelzelten haben Kuppelzelten bei gleichem Platzangebot ein höheres Gewicht, allein durch mehr oder längeres Gestänge. Vorteilhalft bei Kuppelzelten ist weiterhin, dass sie nicht nachgespannt werden müssen, auch nicht bei Schneelasten, da das Gestänge das Zelt spannt und nicht wie bei Tunnelzelten die Spannleinen.
Geodätische Zelte
Geodätische Zelte sind den Kuppelzelten sehr nah verwandt (Eigentlich handelt es sich nur um eine spezielle Form von Kuppelzelt.), allerdings kreuzen sich hier min. zwei Gestängebögen mehrfach! Durch das mehrfache Kreuzen des Gestänges wird das Außenzelt in mehrere, (im Vergleich zum Kuppelzelt) kleinere Flächen unterteilt. Dies führt zu einer erhöhten Stabilität des Zeltes gegenüber Wind und Schnee. Auch bei den Geodäten wird häufig das Innenzelt zuerst aufgebaut, was somit die gleichen Nachteile wie beim Kuppelzelt nach sich zieht. Durch die aufwendigere Konstruktion können allerdings größere Apsiden realisiert werden. Auch Geodäten sind oft freistehend und benötigen eine relativ kleine Stellfläche. Aufgrund dieser, der hohen Windstabilität sowie der freistehenden Konstruktion werden Geodäten und „normale“ Kuppelzelte sehr gerne in alpinen Bereichen verwendet. Hier spielt auch die Schneestabilität der Geodäten eine wichtige Rolle. Die kompliziertere, auf extreme Bedingungen hin konzipierte Form resultiert häufig in einem hohen Preis und Gewicht.
Tunnelzelte
Die letzte für den Radreisenden interessante Kategorie stellen die Tunnelzelte dar. Diese Zeltform ähnelt einem halben Zylinder und wird von min. zwei Gestängebögen getragen, weiterhin ist eine Abspannung in Längsrichtung nötig, ohne die das Zelt nicht steht. Meistens werden Innen- und Außenzelt zusammen aufgebaut, bzw. das Innenzelt nachträglich in das Außenzelt eingehängt. Das Innenzelt kann oft nicht getrennt aufgestellt werden. Allerdings macht die langgezogene Form das Zelt sehr anfällig für Seitenwind. Dieses Manko kann aber bei den meisten Modellen durch ein Abspannen des Außenzeltes behoben werden, wodurch auch diese Zelte durchaus sturmstabil werden. Weiterhin sollte man beim Aufbau darauf achten, das Zelt (falls möglich) in Längsrichtung zum Wind zu stellen. Das Gewichts- zu Raum-Verhältnis ist bei Tunnelzelten günstiger als bei Kuppelzelten oder Geodäten. Wer viel Platz bei möglichst wenig Gewicht möchte, greift zum Tunnelzelt. Tunnelzelte mit Zeltmaterial, welches sich bei Feuchtigkeit dehnt müssen von Hand nachgespannt werden, sobald es Regnet oder sich der erste Tau abgesetzt hat. Schneelasten drücken das Zelt zusammen.
Tarp
Eine weitere Möglichkeit geschützt im Freien zu übernachten ist ein Tarp. Dabei handelt es sich um eine Art Stoffplane die z.B. zwischen zwei Bäumen auf- und seitlich zum Boden abgespannt wird. Sie bietet vor allem Schutz vor Regen. Tau und Sonne, nicht jedoch vor Wind oder Insekten. Mittlerweile gibt es auch Tarps mit Moskitonetz. Der große Vorteil des Tarps ist das geringe Gewicht und Packvolumen.
Die Anschaffung eines Tarps empfiehlt sich auch für Familien, als zusätzlicher Regenschutz vor dem Zelt, der das Vorzelt trocken und sauber hält, als Parkplatz für Matschschuhe, als überdachter Essplatz, als Wäscheplatz oder als überdachter Gang zwischen zwei oder mehr Zelten bei größerer Zahl an Familienmitgliedern.
Beispiele von Zelttypen
Nachdem die unterschiedlichen Bauformen beschrieben wurden, sollen nun einige Vertreter der einzelnen Gruppen vorgestellt werden. Hierbei erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern möchte nur ein paar im Forum beliebte Zelte ansprechen. Dies soll dem Suchenden als ein erster Wegweiser durch den Hersteller- und Modelldschungel dienen. Neben den Angesprochenen existieren noch viele weitere Empfehlenswerte Hersteller/Modelle. Allgemein möchte ich noch anmerken, dass die teuren Modelle sich oft durch ein im Vergleich sehr niedriges Gewicht auszeichnen. Dieses wird vor allem durch die Verwendung von leichten Stoffen mit sehr hoher Stabilität (--> teuer) erreicht. Wirklich notwendig ist die Verwendung von Hightech Zelten, wie sie z.B. von Hilleberg gefertigt werden, nur in seltenen Fällen.
- Kuppelzelte: Als erstes sei das "Discounter-Zelt" angesprochen. Es gibt bestimmt nicht wenige, die mit einem dieser Zelte ihre ersten Erfahrungen gesammelt haben. Der Preis liegt in der Regel unter 50 € und ist immer mal wieder bei den einschlägigen Discountern als Aktionsware zu erhalten. Das Gestänge besteht oft aus Glasfaser (im Gegensatz zu Aluminium bei teuren Zelten). In Punkto Gewicht und Packmaß sollte man nicht zuviel erwarten. Dafür kosten solche Zelte aber auch nur 1/10 eines Hilleberg. Auch kann die Wasserdichtigkeit des Außenzeltes schlecht sein. Trotz allem mag ein solches Zelt für den Neuling interessant sein. Dies gilt vor allem, wenn noch keinerlei Erfahrung mit Zelten gesammelt wurde und diese Form des Übernachtens nicht schon als das persönliche Optimum feststeht. Im Falle eines "Einmal und nie wieder!" ist am Ende der Reise der finanzielle Verlust überschaubar. Es gibt auch hochpreisigere Kuppelzelte wie beispielsweise das VauDe Space II.
- Geodäten: Wie oben schon angesprochen, sind Vertreter dieser Zeltgattung größtenteils im höheren Preissegment zu finden. Ein beliebter Vertreter dieser Zeltform mit noch akzeptablen Preis ist das Tatonka Sherpa Dome (Plus), hochpreisige Modelle sind beispielsweise das Hilleberg Saivo oder das Lowland Mountaintracker.
- Tunnelzelte: Neben den Kuppelzelten finden sich in dieser Kategorie wohl die meisten Modelle. Im mittleren Preissegment erfreuen sich die Modelle von Tatonka großer Beliebtheit, exemplarisch sei hier die Alaska Serie genannt. Bei den teuren Modellen sei auf das große Sortiment an Tunnelzelten von Hilleberg und Helsport verwiesen.
Zelthersteller
Die Wahl des richtigen Zeltes
Bei der Wahl des richtigen Zeltes kann man folgendermaßen vorgehen (Notizen sind sehr hilfreich):
- Preisrahmen festlegen = „Wie viel bin ich bereit für mein Zelt (maximal) zu bezahlen?“
- Anzahl der Personen
- Einsatzdauer (beispielsweise pro Jahr, wichtig auch für 1.)
- Einsatzgebiet (Mitteleuropa, Sahara oder doch Sibirien mit direkter Auswirkung auf 1.)
- mittels 2.-4. für einen bevorzugten Zelttyp entscheiden (siehe oben)
- verschiedene Modelle nach 1., 5. und Benutzerberichten auswählen.
- ausgewählte Modelle im aufgebauten Zustand anschauen (möglichst nebeneinander) und probeliegen, Zelt auch mal richtig schließen/öffnen, dabei überlegen, wo das Gepäck deponiert werden könnte und ob sich auch ein regengeschützter Kochplatz ergibt
- Zelt selbst aufbauen, am besten auch mal alleine
- gesammelte Erfahrungen vergleichen und entscheiden
- bei Zweifeln diese im Forum posten (inklusive Ergebnisse 1.-8.) und/oder sich von Freunden/Bekannten/Verkäufern beraten lassen.
Weblinks
- Outdoor & Survival Forum
- Globetrotter : Gute Information über Materialien, sowie die verschiedenen Beschichtungen.
- Zeltratgeber.de : Interaktiver Ratgeber für die Auswahl von Leicht-/Trekking-Zelten